Die Dyskalkulietherapie bietet eine breite Auswahl an Trainingsmöglichkeiten. Sehr beliebt sind verschiedene Veranschaulichungsmaterialien, wie Montessoriperlen, Wendeplättchen oder Dieneswürfel. Man kann Kinder mit Arbeitsblättern zuschütten bis ihnen vor lauter schreiben der Arm abbricht. Sowohl Materialen als auch Arbeitsblätter haben in der Therapie durchaus ihre Daseinsberechtigung, auch ich arbeite damit. Das schönste an der Dyskalkulietherapie ist, dass man beinahe alle Basisfertigkeiten auch spielerisch mit Spielkarten, Würfeln, Dominosteinen etc. trainieren und automatisieren kann. Statt Hausaufgabenblättern gebe ich den Kindern gerne einen Stapel Spielkarten und den Auftrag mit jeden Tag 5 Minuten ein bestimmtes Spiel zu spielen. Fast automatisch machen meine Schützlinge Fleißaufgaben.
Die Beherrschung der Zerlegungen der Zahlen im Zahlenraum 10 ist eine wichtige Grundlage für das weitere Rechnen und oft einer der größten Knackpunkte bei dyskalkulen Kindern. Kinder müssen nicht nur verstehen, dass Mengen und Zahlen zerlegt werden können, sie sollten diese Zerlegungen auch automatisieren, damit sie diese Zerlegungen als Fakten schnell aus ihrem Gedächtnis abrufen können und bei schwereren Rechenaufgaben, wie z. B. dem Zehnerübergang, Arbeitsspeicherressourcen frei haben.
Einfach gesagt, sollte ein Kind bei der Rechnung 7 + 5 nicht lange und umständlich rechnen müssen, um zu erfahren wie viel noch von 7 auf 10 fehlt. Nämlich 3, und dann vor lauter umständlichen herumgrübeln vergessen, wie es denn jetzt mit der Rechnung weitergeht. Ach ja, jetzt soll man noch den Rest auf 7 dazugeben. Wie viel war das noch gleich?
Aus diesem Grund müssen die Zahlenzerlegungen im Zahlenraum gut trainiert und automatisiert werden, bevor man den nächsten Schritt wagen kann. Im Folgenden möchte ich Ihnen ein kurzweiliges und sehr förderliches Kartenspiel vorstellen.
Benötigtes Material
Zuerst teilen Sie alle Spielkarten gerecht auf beide Mitspieler auf.
Dann legt jeder Mitspieler 4 Karten offen vor sich hin. Die restlichen Karten werden verdeckt auf einem Stoß links neben den offenen Karten abgelegt. Vor jedem Mitspieler sollte es dann in etwa so aussehen:
Der jüngste Mitspieler beginnt und sucht immer zwei Karten die zusammen 10 ergeben. Bei unserm Beispiel oben wären das die 3 und die 7. Der Spieler nimmt die zwei Karten, sagt laut 3 und 7 sind 10 und legt die beiden Karten oberhalb seines verdeckten Kartenstapels ab. Die beiden leer gewordenen Plätze dürfen wieder mit Karten aus dem verdeckten Stapel gefüllt werden. Man darf solange weitere Pärchen suchen, ablegen und leere Plätze wieder auffüllen solange man Pärchen findet. Findet man unter seinen Karten keine passenden Pärchen mehr, darf man seinem Mitspieler eine Karte stehlen. Man darf aber nur dann eine Karte stehlen, wenn man auch wieder ein 10er-Pärchen mit einer eigenen offenen Karte bilden kann.
Wenn man gestohlen hat, darf man seinen leeren Platz wieder mit einer Karte auffüllen und der zweite Mitspieler ist dran. Auch er ist so lange am Zug, wie er Pärchen bilden kann oder bis er eine Karte stehlen kann.
Kommt ein Spieler an die Reihe und er findet kein Pärchen, auch nicht mit Stehlen, dann darf er eine Karte aus seinem verdeckten Stapel abheben und damit ein Pärchen bilden. Kann er auch mit dieser Karte kein Pärchen bilden, auch nicht mit Stehlen, dann muss er diese Karte auf eine der 4 offenen Karten ablegen und der andere kommt an die Reihe.
Gewonnen hat, wer als erstes alle Karten verbraucht hat. Haben beide Mitspieler gleichzeitig keine Karten mehr am Tisch, weder offen noch verdeckt, gewinnt der Spieler mit den meisten gefundenen Pärchen.
Man kann auch Mach 9 spielen. Man muss dann alle Zahlenkarten, die höher als 9 sind, also die 10er, aussortieren und beiseitelegen. Dasselbe gilt für Mach 8, Mach 7 und so weiter.
Statt Zahlenkarten können Sie ebenso Mengenkarten verwenden.
Spielmaterial Kartenset "So ein Käse" auf EDUKI erhältlich
Ziel des Spiels
Das Ziel des Spiels ist es, so viele Kartenpaare wie möglich zu sammeln, die zusammen die Summe einer vorgegebenen Zielzahl ergeben.
Spielvorbereitung
Spielablauf
Ende des Spiels
Das Spiel endet, wenn der Nachziehstapel aufgebraucht ist und keine weiteren Kartenpaare mehr abgelegt werden können.
Als Variante kann die Zielzahl nicht nur durch Addition, sondern auch durch Subtraktion erreicht werden. Spieler können Kartenpaare bilden, deren Differenz der Zielzahl entspricht.
Als weitere Variante können zwei gelbe Zielzahlkarten offen in die Mitte gelegt werden. Die Spieler können nun Paare bilden, die die Summe einer der beiden Zielzahlen ergeben. Dies erhöht die Flexibilität und die strategischen Möglichkeiten während des Spiels.